Ein Saisonfinish wie es kaum besser hätte sein können
Fast 12 Monate ist es her, seit Daniel, großspurig wie es seine Art ist, Stefan zu einem Duell über die Mitteldistanz beim Berlinman herausgefordert hat.
Kaum ein Rennrad gekauft, mal 2-3 Rennen gemacht und den Mann herausgefordert, der wohl aktuell der schnellste Mehrkämpfer des Vereins ist, bereits einige Erfahrung auf Mittel- und Langstrecke und gerade die Quali für die 70.3-WM in der Tasche hatte. Stefan nahm diesen Motivationsschub dankend an und wusste zugleich, dass er den Neuling nicht unterschätzen durfte.
Erfahrung gegen Unbekümmertheit, Alter gegen Tüftelei, Ausdauer gegen Frische, es sollte eine harte Vorbereitung werden.
Nach einer langen und für beide von Verletzungen nicht ganz freien Saison, sollte am vergangenen Wochenende die Auflösung kommen. Dem Formtest über die Kurzdistanz vor vier Wochen wollte keiner große Bedeutung zukommen lassen und man musste beide schon ganz gut kennen, um zu ahnen, dass sie doch recht angespannt dem Rennen entgegen fieberten.
‚Ich kann eine 1:35min/100m schwimmen, Stefan wird dann ca. 3min Vorsprung haben. Mit 250W fahre ich 38km/h und hole damit etwas auf. Bei km 11 schließe ich dann im Laufen auf und gewinne das Rennen in ca. 4:25h.‘, so der Plan von Daniel. Es sollte etwas anders kommen.
Sonntagmorgen 8.10h fiel endlich der Startschuss.
Stefan als guter Schwimmer konnte sich nach vorne gleich etwas Luft verschaffen, verlor allerdings den Anschluss an die Spitzengruppe und führte die ersten Verfolger an. Um nicht die meiste Arbeit allein zu machen, reihte er sich recht bald ein und schwamm zügig und kraftsparend über die 2,2km. Daniel geriet deutlich mehr ins Gewühl, schluckte ordentlich Wasser und hielt nach der zweiten Boje weit Abstand von allen anderen. Keine Welle zum mitschwimmen aber auch keine Keilerei.
Den Weg durch Sand und über die Treppe sowie den Wechsel meisterte Daniel deutlich besser als Stefan und verkürzte den Abstand vom Schwimmausstieg bis zum Radaufstieg von ca. 2min auf knapp 1:30min. ‚1:30min, der Mann bummelt aber etwas‘, dachte Daniel noch voller Mut und sprang auf sein Rad, das er im Einvernehmen mit Stefan noch mit Aerorädern ausgerüstet hatte, der seinerseits Zeitfahrlenker und –helm nachrüstete. Waffengleichheit sollte her.
Mit einer beherzten Radfahrt konnte Stefan Daniel nicht nur auf Distanz halten, sondern den Vorsprung zeitweise ausbauen. 1:59min nach der ersten sowie 2:15min nach der zweiten Radrunde ließen Daniel sehr zweifeln, denn er selbst wähnte sich mit mittlerweile über 39km/h auf der Siegerstraße. Das Rennen hätte noch lange spannend bleiben können, hätte Daniel sich nicht ein Herz gefasst und in der dritten Radrunde einiges riskiert, um Zeit aufzuholen. Und wäre Stefan nicht in eben dieser Runde unglücklich gestürzt und hätte sowohl durch den Schock als auch die notwendige Helmkontrolle eines Kampfrichters ordentlich Zeit eingebüßt.
‚Danach war der Druck irgendwie weg‘ sagte Stefan noch auf dem Rad sitzend und haderte auch ein wenig mit der nun lädierten Schaltung. So dauerte es nicht lange, bis Daniel ihn schon auf dem Rad stellen konnte.
Mit einem sehr starken 2. Wechsel gewann Stefan noch einmal die Führung, doch als Daniel bei Lauf-km 2 aufschloss, versuchte er nicht einmal dran zu bleiben. Zu gut war mit Platz 6 auch die Chance auf ein super Ergebnis. Während Stefan entschied, das Rennen souverän zu Ende zu laufen und sich die Verletzungen nicht anmerken zu lassen, wollte Daniel (mittlerweile Platz 4) nun neue Ziele angreifen.
‚Messt die Zwischenzeiten zu Platz 3, Platz 3!‘ war die neue Anweisung an die Helfer.
Der alte Fuchs Hans hatte schon eine Vorahnung und bereits die Abstände zu Platz 2 und 3 auf der Uhr. 7 bzw 6min. Ein hartes Stück Arbeit für 15km.
Nach der zweiten Runde waren es immer noch 6 bzw. 5min und Daniel wollte das Unterfangen fast aufgeben. Doch die beiden Vorne hatten die Plätze getauscht. Auf den früheren 2. hatte er 2min rausgelaufen und der sah nach Jana’s Aussage gar nicht gut aus. Mit einem letzten Kraftakt konnte Daniel tatsächlich 800m vor dem Ziel den Podestplatz übernehmen und in 4:09:03h einen großen Erfolg feiern. Stefan lief auf Rang 9 und sicherte sich damit sogar den Sieg in seiner Altersklasse.
Ohne ihren Zweikampf wären diese Leistungen wohl für keinen von ihnen möglich gewesen. Konkurrenz belebt das Geschäft eben doch, freundschaftlich gemeint beflügelt sie sogar.
Im nächsten Jahr geht es aber wohl wieder gemeinsam an den Start. Wo auch immer.