Am Samstag bin ich mit meinem Betreuerteam, bestehend aus meiner Freundin und ihrer Schwester, die letzten 200km ins Kraichgau gefahren. Kurz die Startunterlagen abgeholt, auf der Wiese mein Rad wieder zusammengeschraubt (dank nochmal an Stephan für den Radtransportkoffer), eine kurze Probefahrt und zum Checkin. Nach dem Checkin noch kurz im Neo in den See gesprungen, damit ich überhaupt mal ein wenig im Neo trainiert habe. Danach zur Pension noch kurz was gegessen und Schlafen gegangen und von einem tollen Wettkampf geträumt…
Am Wettkampftag um 6 Uhr aufgestanden, zum Wettkampfort 2mal verfahren und um kurz vor 8 endlich da. Kurz vor Normann Stadler in der Wechselzone, erstes Ziel schonmal erreicht. Das Rad fertig gemacht, Reifen aufgepumpt, Gels ans Rad getapt, Flaschen gefüllt, kurzen Schnack mit den Nachbarn in der Wechselzone und dann schon Neo an und zum Einschwimmen.
Das Schwimmen ging ich dann gewohnt aus dem hinteren Drittel des Feldes an, um der Prügelei auf den ersten Metern aus dem Weg zu gehen. Ich startete vom rechten Rand aus, eine Fehlentscheidung (hätte ich mir auch denken können, wenn alle anderen Athleten am linken Rand schwammen!), denn ich habe auf den ersten 800m bis zur Boje bestimmt 100 Extrameter abgeleistet, da ich mal wieder kreuz und quer schwamm und einmal von einem Kanuten den richtigen Weg gezeigt bekam. So hab ich mich dann von Boje zu Boje geschleppt. Das ursprüngliche Ziel war nach 40min auf dem Rad zu sitzen, als ich dann 400m vor dem Schwimmausstieg von einem Schwimmer der 2. Startgruppe, die 15min nach uns gestartet war, überholt wurde, schwante mir Böses. Am Strand angegelangt(oder besser angeschwemmt) stand dann die Uhr schon bei 43min und ich war richtig angepisst. Das mangelnde Freiwassertraining machte sich wohl bemerkbar.
In der 1. Wechselzone hab ich mir dann schnell den Neo ausgezogen und bin zu meinem Radl gerannt – war ja auch nicht zu verfehlen, es war das letzte Rad in der ganz Reihe wo vor dem Schwimmen noch 50 Räder standen. Helm uff und ab dafür.
Endlich beim Radfahren wollte ich meine schwache Schwimmleistung wettmachen. Ich als Flachlandindianer hatte auch vorher keine Ahnung was 1000hm eigentlich bedeuten. Ich konnte auf den ersten 10 durchgehend flachen Kilometern auch gut Druck aufs Pedal geben. Der Schnitt war schnell bei über 38km/h, da war ich sehr froh und dachte das das echt gut läuft. Komischerweise kamen mir auf einmal die Radfahrer vor mir schnell näher und ich dachte das die aufgehört haben zu treten, aber das war der erste Anstieg, der so gar nicht zu erkennen war. Da bin ich dann mal kurz aus dem Sattel wollte den Berg im Stehen hochdrücken, aber diese Steigung nahm und nahm kein Ende. Also wieder auf den Sattel und im Sitzen treten, die Rampe wurde immer steiler und ich schaltete die Gänge immer tiefer, bis ich im kleinsten Gang war. Aber eigentlich hätte ich gerne noch weiter runtergeschalten, die Beine brannten und ich wurde das erste Mal überholt, von auffällig vielen Teilnehmer auf Rennrädern, die erstaunlich dynamisch auf ihren Rädern den Berg erklommen. Oben am Anstieg angekommen, waren mein Schnitt auf 31km/h gefallen, und das auf 5km. Die Abfahrt war dafür aber der absolute Hammer – über 60km/h ohne einmal zu treten. Ich hätte gern aber im unteren Abschnitt ein wenig pedaliert, aber ich hatte auch nach oben zu wenig Gänge. Die nächste Erkenntnis war das auch das Bergabfahren will gelernt sein, obwohl ich in den Abfahrten mit meiner besseren Aerodynamik immer wieder an viele Rennradradfahrer rankam, hatte ich in den teilweise engen, technisch schwierigen Kurven meine Probleme und ließ hier viel Zeit liegen, weil die Kurven schwer einzuschätzen waren und ich keinerlei Streckenkenntnis hatte. Und ich hatte einfach Angst mit über 60 Sachen durch irgendwelche Ortschaften, die man nicht kennt, zu hämmern. So quälte ich mich dann von Berg zu Berg und Abfahrt zu Abfahrt mit meinen immer schwereren Beinen und war froh als langsam das Laufen näherrückte. Ich habe es dann auf den letzten 5 flachen Kilometern doch noch geschafft die Durchschnittsgeschwindigkeit auf über 32 km/h zu heben.
Geplant war vor der Wechselzone 2 aus den Radschuhen zu schlüpfen, um nicht mit den Radschuhen bis zum Wechsel zu laufen. Aber ich war so im Geschwindigkeitsrausch von den letzten 5 flachen Kilometern das ich praktisch in die Wechselzone gefahren bin. Also wieder auf alte Art und Weise die Radschuhe ausgeklickt und in denen 100m gelaufen. Glücklicherweise war in der WZ auch noch eine Verpflegungsstelle, so dass ich mich dort bereits einmal abkühlen konnte.
Das Laufen , meine Lieblingsdisziplin und einzige Konstante, geriet dann zur Hitzeschlacht bei über 30°, den ersten km konnte ich noch einigermaßen vernünftig in unter 4:30min/km anlaufen, aber danach war es aus. An der ersten Verpflegungsstelle nach 3km musste ich die erste Gehpause einlegen, hab mehrere Schwämme und Becher Wasser über dem Körper entleert um mich irgendwie zu kühlen. Aber danach lief nix mehr, der Schritt schwerfällig und keine Kraft mehr in den Beinen, so bin ich dann einfach mit dem Feld mitgeschwommen. An jeder Verpflegungsstelle hab ich mich dann wieder großzügig nass gemacht.
So hab ich mich dann von Runde zu Runde geschleppt, ein ewiges Auf und Ab der Leistungsfähigkeit. Nach 10km hatte ich dann wieder ein kleines Hoch und konnte ein paar Leute überholen, habe dann aber schnell gemerkt, das ich mich dem Hitzschlag wieder nähere, also habe ich wieder runtergeschaltet.
Auf der letzten Runde war mir dann Alles egal. Ich wollte den Halbmarathon nur noch nach Hause bringen. Glücklicherweise waren meine letzten 3km wohl noch die Besten beim gesamten Laufen und konnte einen Halbmarathon in unter 1h50min leisten.
Meine Laufzeit war im Nachhinein betrachtet grausig, aber wohl in Ordnung bei der Hitze und der kraftraubenden Radstrecke. Naja egal, irgendwann gibt es eine Revanche mit der Challenge Kraichgau!
Im Ziel war ich dann doch überglücklich, obwohl ich weit ab von meiner Leistungsfähigkeit war. Super war die Betreuung im Zielbereich, es wurde Kuchen und Getränke bis an den Entspannungspool gereicht, es gab Liegestühle und Massagen.
Fazit: ein toller Wettkampf der Alles abverlangt, super organisiert, technisch anspruchsvolle und sehr abwechslungsreiche Radstrecke mit einigen knackigen Anstiegen, grandioser Zieleinlauf und tolle Betreuung nach dem Wettkampf
Zeiten:
Schwimmen -43min02 (1243.)
Wechsel 1 – 2min48
Radfahren – 2h50min51 (616.)
Wechsel 2 – 1min49
Laufen – 1h48min49 (501.)
Weitere offzielle Bilder bei Marathon-Photos – die Leiden des jungen Philip!
klasse bericht, denke Challenge Kraichgau steht bei mir auch mal auf dem plan.