Der Wind triebt mir die Tränen in die Augen, er zog links und recht in meinen Helm, so daß man das Gefühl bekamm, als wenn der Helm in jedem Moment von meinem Kopf gezogen würde. Ich roch alles was um mich herum passierte und das vorallem sehr intensiv. Ich spürte jeden einzelnen Regentropfen, nicht nur, dass ich die Tropfen auf meiner Motorradbrille sah, sondern ich spürte sie richtig, richtig hart wenn sie auf mein Gesicht knallten bei 90km/h. Das Motorradtuch vor meinem Mund und der Nase war während der Fahrt mein bester Freund, nicht nur super bei Regen, sondern ab und zu verirrten sich auch Fliegen und anderes Getier als Geister-(flieger)fahrer auf meine Straßenseite. Klatsch und dann Matsch!! Die Lederjacke war nur noch ein einziger Fliegenfriedhof.
Mein Motorrad schnurrte wie ein Kätzchen und das Bike meines Vaters auch, in dem Moment jedenfalls noch. Wir fuhren morgens 4.30uhr, dem 5. August voll bepackt los in Richtung Rostock um die 6Uhr Fähre zu bekommen. Ein Vorteil der Biker ist, dass es immer Platz gibt, egal ob auf irgendwelchen Fähren, Parkpkätzen oder mitten in großen Städten. Die Beweglichkeit auf diesen zwei Rädern wird von Autofahrern oft beneidet, denn die „eingebaute“ Vorfahrt bei langen Schlangen, dass man immer nach vorne fährt, ist schon spaßig. Anstellen?.hm.komisches Wort.:-)
8Uhr Ankunft in Dänemark und dann rund 200km hoch nach Kopenhagen, um dann über die 7845m lange Öresundbrücke zufahren. So schnell ist man in Schweden, aber wir sind uns immer noch nicht sicher wo wir eigentlich langfahren wollen. Wir hatten uns vorgenommen, dass wir uns zwar eine große Runde vornehmen, welche wir abfahren wollen, aber uns keine Etappenziele stecken. Einfach schauen wie weit man kommt den Tag über, vielleicht auch nach links oder rechts einfach abbiegen um dort dann lieber langzufahren. Gucken wohin uns der Wind, das Intresse und das Gefühl trägt. Auf dem halben Weg Richtung Stockholm kam dann die Entscheidung, dass uns Schweden evtl. doch zu eintönig werden könnte, also knickten wir Richtung Oslo ab. In Oslo legten wir dann einen eintägigen spontanen Aufenthalt ein. Bei rund 27Grad und Sonne erkundeten wir eine schöne Stadt, nette Menschen und viele Nationalitäten.
Einen Tag später ging bei super Motorradwetter die Reise weiter, Richtung Norden. Die Nordroute nach Bergen, über Gol und Geilo. Noch liefen beide Motorräder ohne Probleme, was sich aber auf diesen doch manchmal echt schlechten Straßen schnell änderte. Ich nahm bei voller Fahrt ein Schlagloch mit, dessen Folgen ich bei der Fahrt noch nicht bemerkte. Aber dieser Tag wurde der Pannetag. Eine kaputte Batterie (bei meinem Vater) und eine beschädigte Gangschaltung (bei mir) waren das Resultat dieses Tag. Also zwangsläufig einen Tag Zwangspause mitten in den Bergen auf 800m Höhe. Aber sowas gehört dazu, also alles mit Gelassenheit erlebt (siehe Bild). Die Fahrt ging aber einen Tag später weiter, auf 1700m Höhe, Wasserfälle, Schnee, Gletscher..man könnte es auch die Hardanger Hochebene, die größe Hochebende Europas, nennen. Super Fahrspaß, enge Kurven, sehr lange Tunnel (brr.kalt), Gefälle von bis zu 10%, um dann wieder auf Meeresebene zu kommen. Viel Fjorde und ein super Kirschanbaugebiet. 4h für 2ookm (LKW´s sind echt langsam im Gebirge), Fischbrötchen in Stavanger und eine verpasste Fähre in Kristiansand waren die Ereignisse des letzten Norwegentages. Der nächste Tag war geprägt von der Durchquerung Dänemarks, von Norden nach Süden, und dann rein nach Deutschland und ab nach Hause.
Fazit: 2600km in 6 Tagen + 1 Tag Zwangspause, eine der besten Urlaube meines Lebens und die Einsicht, dass jeder 5-jähriger Junge und jede 80-jährige Oma gefühlte 100mal besser Englisch sprechen können als ich. Zum Glück gab es ja Hände und Füße, die mir ab und zu geholfen haben.:-)
Written by Bernd
…wenn ich das so lese, würde ich am liebsten meine alte Simson aus dem Stall holen und ein Trip in den Norden machen! Guter Bericht!