Die Vorbereitung: Triathlon-Mitteldistanz bedeutete in meinen Vorstellungen etwa Fünfeinhalb Stunden Sport. Uiii! So überfiel mich 5 Wochen vorher dann doch ein gewisses Panikgefühl und ich entschied mich, Juju (Judith Heinze) nach einem Last-Minute-Trainingsplan zu fragen. Standen da wirklich 12,5 Stunden Training auf dem Plan? Oje, und das bei vollen Arbeitstagen? Anfang Juli war dann auch endlich mein neues Planet X (alias Pink Planet) einsatzfähig. Dann ging auch schon das total fiese Training los: Vor der Arbeit um 6 raus, Berg hochstrampeln , zum Greifensee hinuntersausen, berg wieder hoch, puh! Oder ein anderes Mal 4 Stunden lang um den Zürisee radeln. Ich kam dann erst um 19 Uhr los und um 22:30 im Dunkeln, bei strömenden Regen und Aquaplaning wieder an …Alle anderen im Wohnheim waren schon längst feiern, wie gemein! Dann meine „Lieblings“disziplin (haha): Schwimmen! Gruppentraining bei meinem Züricher Gastverein Free Radicals sowie Freiwasserkraulen standen auf dem Plan. Da bei meinen unregelmässigen Arbeitszeiten das Gruppentraining schwer wurde, musste ich öfters allein zum See los und hin und wieder der Kellner vom Edelfischrestaurant beim Neozumachen am See helfen (der hat sich doch sicherlich gefreut, oder?)! Die tolle Aussicht auf die Alpen hat dann die Trainingsunlust ein wenig vergehen lassen. Und gut, dass es noch das geliebte Laufen gibt: Aletschgletscher-HM (Start auf 1950m und 1050 Höhenmeter, müsst ihr mal machen!!!), Adelbodenlauf (828m Steigung), Davos-HM standen bei mir am liebsten auf dem Trainingsplan. Zu guter letzt 2 Tris.: Züri olympisch, lief nicht so gut bei schlechtem Wetter. Dann Schaffhausen 2 Wochen vor Köln. Nach Coach Jujus 4h-Horrorradeinheit 2 Tage vorher ging dann am Berg gar nichts mehr! Trotzdem waren die Wettkämpfe jedes Mal etwas besonderes, denn ich hatte ich immer die beste Wettkampfunterstützung dabei;-)Wenigstens 5 km Schwimmen in 30 min liefen in Schaffhausen gut,…gut zugegeben, die Rheinströmung hielt zu mir! In der letzten Woche vor Köln war es dann endlich ruhiger. Ich weiss nicht, wie oft ich ich mich gefragt habe, wieso ich mir das eigentlich antue, aber heisst es nicht, dass den Mühen bekanntlich irgendwann der Lohn folgt?
Lieblingstraining: Aletschgletscher-HalbmarathonPre-Race- Tausend und 1 Gedanke
Ich habe dann am Freitag vor dem Cologne-Weekend sprichwörtlich jegliche Patientenberichte im Unispital in Zürich liegen gelassen und bin erst mal Richtung Frankfurt gefahren. Dort ging es dann ganz entspannt aufs Weinfest- intensiver Lebersport bei WEisswein und Federweisser! Am Samstag ging es dann weiter nach Köln. Was für eine Freude war es, unsere TriHGWailer und Co wiederzusehen: Tobi, Juju, Ironpaula, Tricamper und erfolgreicher Ironmanfinisher Christoph, Phil, Heinrich, Simone und Ralf, Stefan (noch pre-Weltmeister), und die anderen aus dem Team. Nachdem sich die grosse Wiedersehensfreude etwas gelegt hatte, habe ich schnell Planet-Pink eingecheckt., bevor es in die doch relativ komfortable Jugendherberge Köln-Riehl, wo wir noch mal „gut“ jugendherbergisch gegessen haben. Später am abend saßen noch einige wenige von uns im Foyer, doch die meisten Sonntagssportler haben sich früh ins Bett verabschiedet. Ich war mal wieder überhaupt nicht müde. Typisch, und so sassen nachher nur noch Heinrich, Christoph, die Sonntag als Helfer dabei waren und ich auf naja zugegeben 2 Glässchen Wein. Ist doch bestimmt gesund, oder? Macht jedenfalls müde. Ich bin dann irgendwann um halb 12 brav ins Bett gegangen. Die Nacht war wie vorher gesehen eher kurz. Am Morgen hab ich versucht zu essen, das ging nicht so recht vor Aufregung, wie immer vor einem Wettkampf . Die Quadrathlonstarter waren natürlich schon lange vor uns weg, ihr Start ist arg früh gewesen. Ganz in Ruhe sind Phil und ich dann zum Fühlinger See gefahren, unser Start sollte erst zur Mittagszeit sein . Dort angekommen, machten wir uns ans Werk in der Wechselzone. Ich ging dann erst einmal auf Luftpumpensuche. Ich weiss nicht, ob wir Frauen so kraftlos aussehen (gut, bei meinen Ärmchen versteh ich das), jedenfalls hat sich der Pumpenbesitzer dann selbst an meinen Reifen vertan mit der Bemerkung„Da waren nur 4,5 bar auf Deinen Rädern.“ Jetzt weiss ich wenigstens, wieso das Radeln in Zürich immer so anstrengend war, haha! Da die 2te Wechselzone in der Innenstadt war, musste alles wohlüberlegt zurecht gelegt werden. Ein kluger Mitstreiter meinte dann: „ Ist doch ganz logisch, blauer Sack fürs Schwimmen, Rot fürs Laufen“ Total logisch, oder? Genau!
Nun schielte ich zu meinen nachbar herüber, um herauszufinden, was noch so an Vorbereitungen fehlen könnten. Neben mir klebte gerade einer etliche Riegel auf sein Rad und plötzlich überkam mich ebenso die Angst, ich könnte ja auf dem Rad ‚verhungern’. Also rannte ich panisch aus der WZ zu den Firmenständen, Wegesproviant kaufen und klebte sie irgendwie sinnvoll aneinandergereiht auf mein pink planet. So, alles wieder in letzter Minute geschafft! Nun ging es endlich mit Phil zum Wasser und ich verhüllte mich in Vaseline, um besser aus dem Neo zu kommen. In Schaffhausen war ich wahrlich stecken geblieben. Zusammen gingen wir zur Wettkampfbesprechung. Von der ich kaum etwas verstand, weil es viel zu voll und laut am Wasser war. Mit erschien der Verlauf der Schwimmstrecke aber nicht so schwer, da der See von dem ortsständigen Kanuverein in Bahnen aufgeteilt worden war: Bis zur Boje vor der Brücke auf Bahn 9, herum u wieder zurück, hiess es für die MD. Ich beschloss, bei Bahn 6 zu starten, weit genug von den flotten Schwimmern entfernt. Vom Ufer aus nahm ich ein shortcut über die Steine ins Wasser, autsch, und schon ging es zur Startlinie., an der ich nah Phil Aussschau hielt, an den ich mich dranhängen wollte, ihn aber nicht mehr erspäen konnte. Hilfe, jetzt geht’s ganz allein weiter….nur noch Sekunden vor dem Startschuss…
1. Wie auf der Autobahn
Peng! Es gab wohl ein Feuerwerk und Musik zum Schwimmstart…bei mir nur Unterwasserrauschen. Tritte links, Schläge rechts, ein paar überholen sogleich. Mein Plan war es, ruhig zu schwimmen, damt ich nicht wieder, wie in Papendorf dieses Jahr, Luftprobleme bekomme. Anfangs blieb ich am Seil zwischen der 5. u 6. Bahn , was anfangs relativ gut ging. So brutal wie befürchtet war es dann doch nicht. Dann nach 400 m wollt ich so langsam nach links Richtung Bahn 9 (Boje) schneiden, aber irgendwie wollte mein Umfeld lieber geradeaus schwimmen. Also half nur, entweder schneller zu schwimmen oder nachzugeben oder nach links zudrücken. Ich glaub alle Techniken fanden mal Anwendung. Ich fühlte mich wahrlich wie auf der Autobahn- immer im Fluss mit den anderen bleiben.
Noch mal ein Motivationsschub, als die Brücke mit er Boje näher rückte. Dann geriet ich zwangsläufig in den Stau an der Boje. Da ist Philipp, dachte ich und verfolgte freudig meinen imaginären Philipp. Nun blickte ich noch einmal hinter mich und war erleichtert, dass dort noch einige langsamer waren als ich…puhh! Aber was ist das? Auf einmal werde ich im Bojenkampf von einem Schwimmkollegen unter Wasser gedrückt und es folgte ein erbitterter Spurhaltekampf, bis beide von uns anhalten mussten, weil wir uns blockierten. Und ein 3ter hat sich gefreut, der alsbald vorbei zog! So langsam gings dann auch Richtung Ziel…endlich!! Grosse Freude kam auf. Meine ‚Lieblingsdiziplin’ hab ich schon mal hinter mir.,,und keine Ahnung, wie schnell ich gewesen bin, jedenfalls hat es in der Gruppe wirklich Spass gemacht. Leider war mein Imaginärer Phil nicht wirklich Phil, schade! Etwas seekrank bin ich aus dem Wasser getorkelt und schwankte Richtung Wechselzone. Erstaunlicherweise kam ich gut aus dem Neo heraus und zog mich um und trabte mit meinem Rad aus der WZ.
2. Gruppenkuscheln?
Auf dem Rad hat es sich gut angefühlt. Es ging sogleich mit dem Strom in einem flotten 37er Tempo los…., ein Glückgefühl überkam mich. Dies war etwas ganz anderes als dieses ewige Training allein. Erst ging es nach ausserhalb und ich beschäftigte mich mit dem Anblick der schönen Räder und ihrer Felgen- Rennradhimmel! Die Zeit verging wie im Fluge bei dem Tempo und es ging auf die Innenstadt zu. Da haben sie extra für uns die Schnellstrassen gesperrt gehabt- Rennradautobahn! Dann die ganzen klatschenden Zuschauer, was mich wirklich anspornte. Im Adrenalinrausch ging es gleich wieder schneller. Es war extreme Vorsicht geboten, die Radstrecke war eng und überfüllt. Ab und an schallten mahnende Stimmen in unsere Richtung „ Das ist kein Gruppenzeitfahren“, sie haben ja recht: Mehrmals habe ich versucht, der Gruppe nach vorn zu entfliehen, oder langsamer zu fahren. Die Idee hatte nicht nur ich und so hingen dann alle wieder an einem dran. Also hiess es für mich, den größtmöglichen Abstand zu halten, was so wie so sicherer war bei dem Tempo. Wenn mal eng wurde, gabs dann ganz nette Smalltalks von Rad zu Rad und so langsam kannte man das Grüppchen um einen herum. Ungefähr 4 Frauen waren in meiner Nähe, mag ich gar nicht, und so versuchte ich erneut einen Anlauf nach vorn, noch ein wenig Fahrt aufzunehmen. So war ich eigentlich die gesamte Zeit gut beschäftigt. Auf Haufen von Riegeln auf meinem Rad hatte ich irgendwie keinen Appetit, EINEN hab ich dann doch noch geschafft…und trotzdem nicht verhungert, seht ihr mal! Trinken wurde leider ziemlich knapp, habe ja nur einen Halter an der Stange, was mir mir später zum Verhängnis werden sollte. So hiess es, an der Verpflegung mal schnell an ner Flasche zu lutschen und sie wieder weg zu schleudern, ohne jemanden dabei zu erschlagen.
Nach einer großen Überlandrunde ging es dann zurück in die Stadt Richtung Wechselzone 2. Ich fühlte mich fit und freute mich immer mehr auf meine stärkste Disziplin, dem Laufen.
Nur Schnecken kriechen langsamer
Die Wechselzone rückte näher und es wurde eng vor mir. Plötzlich schrie ein Helfer von Links „Ich nehm das Rad“ und riss es fast noch aus der Fahrt von mir. Ich sprang ab und suchte in der Hektik nach dem roten Beutel, der mir glücklicherweise halb gereicht wurde. Schnell in meine Laufschuhe und los- endlich per pedes. Aber was ist das? Irgendwie wollten die Beine noch nicht so wie ich, aber gut, lassen wir ihnen paar Minuten zum warm werden, dachte ich. Nun hiess es, erstmal eine Treppe Richtung Brücke hoch zu humpeln. Dann gings auf die andere Rheinseite, schöne Aussicht! Ich hatte richtig Lust zu laufen, nur meine Beine wohl nicht: Auf einmal schoss ein Schmerz in meinen rechten Oberschenkelmuskel ein und dieser fing an zu krampfen, autsch! Was ist das denn? Habe ihn darauf hin versucht, zu massieren, was bestimmt komisch aussah. Natürlich half es auch nichts. Nun hatte ich die glorreiche Idee, dass die Muskeln viell etwas Energie benötigen könnten, nachdem auch die andere Seite anfing sich zu melden. Das Wundermittel sollte ein Koffeinriegel sein, womit mein Magen aber so gar nicht einverstanden war und ihn am liebsten nach oben raus hätte entsorgen wollen. So wurde mir erstens speiübel und last but not least kamen noch ein paar Bauchkrämpfchen hinzu. So ging es erst einmal im „Magenschongang“ voran. Mir wurde immer heisser und ich brauchte dringend Wasser. Noch vor Heinrich und Tom am Versorgungstand halbwegs in die Kamera gelächelt, hatte ich nur noch Blick für Simone mit den erlösenden Wasserbechern und kippte mir gefühlte Liter über den Kopf. Schlürfend ging es nach einer sonnigen Strecke am Rhein wieder über die Brücke auf die 2te Runde. So langsam liessen die Krämpfe nach und ich regenerierte ein wenig. Ich erwachte aus dem Trott, als ich auf einmal Stefan sah (auf den letzten 4 km auf dem Weg zu seinem WM-Titel) und wusste, er würde kurz nach mir ins Ziel kommen. Zurück auf der Brücke sah ich dann Phil nicht weit hinter mir und war mir relativ sicher, dass er mich noch einholen wird! Ich versuchte noch mal zu beschleunigen, aber meine Beine wollten einfach nicht. Das Ziel kam jetzt so nah und Phil nun neben mir, was ich eigentlich ziemlich schön fand und er packte meine Hand und wir liefen freudestrahlend (?) gemeinsam durch das Ziel! Was für ein Bild, so ein Zielleinlauf nach 5 Stunden ist scn etwas unvergessliches und war fast so, wie ich es mir erträumt hatte!
Fazit:
Erstaunlich ist, wie ein einzelner Wettkampf alles Trainingsleid vergehen lässt! Aber was wäre meine erste Halbdistanz ohne die TriHGWailer, die schönen Bergleufe mit Tom und nicht zu vergessen Juhus harten Trainingsplänen gewesen, die mir ein wenig mehr Selbstdisziplin verliehen haben? Ich danke Euch allen für dieses schöne Wochenende und werde mich immer gern zurück erinnern.
PS: Post-Race
Ich kam zurück in ein Chaos unfertiger Patientenakten! Gut, dass ich nicht trainieren musste. So konnte ich immer bis abends in Spital bleiben zum Nacharbeiten, was für ein Spass! Aber für so ein tolles Erlebnis mach ich auch das immer wieder gern! Während ich so tagelang in meinen Berichten wühlte, kribbelte aber schon wieder irgendetwas in meinen Beinen und wollte mir sagen, dass dies nicht der sportliche Abgang für dieses Jahr sein sollte. Irgendwie muss man ja abtrainieren…und so lockte der Baselmarathon dann doch ein wenig, um zu testen, was so geht nach 5 Stunden Sport am Stück und so viel fiesem Training. Und Basel war tatsächlich ein wahrer Genuss, hehe;-
Text:Petra
Hallo Petra, ein schöner Bericht über ein sicher unvergessliches Erlebnis für Dich und alle Tri-HGWaiier, die sich am Sonntag gequält haben, aber trotzdem Freude und Spaß hatten.
2011 ruft wieder der Ostseeman. Ich hoffe doch nicht, dass Du da auch startest ;-)) . Sonst werde ich ja wieder von einer tri-hgwaii Frau abgeledert. Aber Juju hat es auch nur mit der Unterstützung von Feuerquallen geschafft …
Schön, Schön! Haste fein gemacht, ich musste aber auch am Ende ganz schön kämpfen für den gemeinsamen Zieleinlauf. War schön.
Phil
Petra, echt super!
Hey Micha. tjatja einmal Blut geleckt, gibts wohl kein züruck!!…jetzt muss ich erstmal das Arztsein pflegen, damit ich die verrückten Triatleten bald zusammen pflicken kann;-)Vereinsärzte werden doch immer gebraucht, he;-) Wie ists bei dir?
Nicht schlecht Frau Specht ;-))
Ich freu mich mit Dir. Schöner Bericht. Und wann kommt der erste Ironman ?
Danke ihr Lieben…alles nur Training;-) Und wenn ich schon nicht in Eurer Nähe bin, muss ich doch schon mal erläutern, wie ich mir die Zeit vertreibe…
….. und wie hast Du das geschafft? eine Woche nach der Halbdistanz pers. Bestzeit?! im Marathon und 4. Frau in Basel; kaum zu glauben.
Schöner Bericht und tolle Entwicklung, Petra, – vom ´reinschnuppern Papendorf 2009 in 15 Monaten zur Halbdistanz unter 5 Stunden! Es scheint, es hat eine Rakete in den Triathlon-Himmel abgehoben.
glatt meinen Namen beim Kommentar vergessen..ich war der erste Schreiber.:-)
Ach Petra..:-)
Ein langer.:-), aber schöner Bericht..ich hatte Spaß beim lesen.