Laufbericht „Tollenseseemarathon-Der Härteste im Norden“

Der 27.Tollenseseemarathon ist nun Geschichte, geblieben ist für mich mein bisher wohl größter Lauferfolg.

Nachdem 3.Platz im Halbmarathon 2016 beschloss ich, 2017 auf der vollen Distanz zu starten, wohl wissend, wie hart die Strecke ist. Aber welliges Terrain liegt mir und ich konnte am Tollensesee viele lange Trainingsläufe absolvieren, den schnellsten mit Alex im November anlässlich der Laufcup-Ehrung 2016.

Nachdem ich im ersten Halbjahr 2017 auf allen Unterdistanzen Bestzeiten gelaufen bin, den schweren Lychener Seenlauf erfolgeich gemeistert habe und beim Supermarathon am Rennsteig die PB um fast 30 min gesteigert habe, ging ich mit einigen Erwartungen an den Start.

Das Wetter war super, nicht zu warm, nur der böige Wind störte etwas. Mit dem Startschuss ging es dann aber zur Sache, der Vorjahressieger Sven Lindhorst lief rasant an und hatte bis Usadel (km 16) 3:20 min Vorsprung auf meine Gruppe mit Tobias Stelter und Stefan Lange herausgeholt. Eigentlich schien das Rennen entschieden, den Sven war für die Veranstalter und Moderator Thomas Geyer der absolute Favorit, gerade auf dieser Strecke ein erfahrener Läufer.

Wollten wir daran noch etwas ändern, musste mindestens einer angreifen. Ich beschloss, entgegen meinem Plan, erst ab Alt Rhese (km 31,5) anzugreifen, auf Tempo zu gehen, um den Vorsprung nicht anwachsen zu lassen. Dies gelang gut, meine HM Durchgangszeit nach dem langen Anstieg Richtung Hohenzieritz (1:28:50) war ok, jetzt nur nicht nervös werden und überpacen.

Unten in Prillwitz (km25) waren es dann „nur“ noch 2:20min Rückstand, Joachim Stelter (Sieger 2015) und Thomas Drössler begleiteten uns an der Strecke mit Rädern, so gab es ständig Infos über den Rennverlauf. Der Marathon ging jetzt in die entscheidende Phase, von hinten kam keiner mehr, vorne versuchte Sven, das Polster zu halten. Vor mir lag jetzt die berüchtigte „Wand von Zippelow“, ein kurzer, aber knackiger Anstieg, den ich hinaufflog, bevor es rechts wieder Richtung See und Alt Rhese ging. Für einen kurzen Moment konnte ich das hellblaue Trikot von Sven Lindhorst ca.700 m vor mir auf der Kuppe erkennen.

Das war der Auftakt einer weiteren Tempoverschärfung, die Warnung meiner Fahrradbegleitung Thomas (ein erfahrener Marathonläufer mit PB 2:34) missachtend, drehte ich am Temporad, im Wald vor dem Anstieg nach Alt-Rhese war ich nur noch 250 m entfernt. Voller Motivation lief ich in den Anstieg, der sich lang hinzieht und vielleicht der schwierigste auf der Strecke ist.

Oben angekommen, passierte ich Sven genau auf der Zeitnahme (km 31,5) angefeuert von vielen Bekannten, spring jetzt gleich weg, dachte ich mir. Es kam keine Gegenwehr und so lief ich mein Tempo weiter. Die letzten (flachen) 10 km schaffte ich es nicht mehr, den angepeilten 4:00 min-Schnitt/km zu halten, aber ich lief konstant. Ich hatte sogar noch Luft mit Thomas und dem Führungsradler Mike Ott vom HSV Neubrandenburg zu plaudern, wollte jetzt aber unbedingt auch unter 3h bleiben.

Wir passierten Gatsch-Eck, wieder gab es Applaus am Campingplatz und die letzten km hatte ich etwas Zeit, die Atmosphäre zu genießen. Die Brodaer Höhen taten nochmal weh, dann ging es bergab in den Kulturpark, wo ich, gefeiert von Familie, Freunden und Bekannten in 2:58:04 im Ziel war. Es war ein perfekt eingeteiltes Rennen bei wirklich optimalen Bedingungen und einem Ambiente, was vom SV Turbine Neubrandenburg supergut organisiert war.

Als Titelverteidiger bin ich natürlich 2018 wieder dabei!

Stefan Mast

[Bilder: Joachim Stelter/Thomas Drössler]

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