Im März entschloss ich mich, in diesem Jahr mal bei einem Langdistanz-Triathlon zu starten. Ich entschied mich für den Ostseeman in Glücksburg, weil ich dort vor 2 Jahren schon mal in einer Staffel als Läufer gestartet bin und die gute Stimmung und die zuschauerfreundliche Streckenführung sehr schön fand.
Am Sonntag den 7. August war es denn soweit…
Vorbereitung:
Das Training lief seit Dezember sehr konstant und gut. Ich bin ohne Verletzungen und größeren Pausen durch das Jahr gekommen, nur das Wetter machte einige Male einen Strich durch die Rechnung. Für das Schwimmtraining hab ich mich auf die Trainingspläne aus der „triathlon training“ verlassen, das restliche Training hab ich selbst gestaltet, was auch sehr gut für mich funktioniert hat.
Im Endeffekt hab ich über 8h im Schnitt pro Woche trainiert. Im Winter immer so 4-6h bis maximal 20h in manchen Sommerwochen.
Sämtliche Wettkämpfe bestritt ich auf den Ostseeman ausgerichtet. Ende März absolvierte ich den Haffmarathon, damit ich gezwungen war im Winter und Frühling genug Laufkilometer zu sammeln. Im Sommer kamen dann die üblichen Wettkämpfe mit Vorpommern-Duathlon, Citylauf und einige Triathlons dazu. Bei allen Wettkämpfen hab ich mich an der Langdistanz orientiert – entweder mit Vorbelastung oder als intensives Training.
Vor dem Start:
Das Abholen der Startunterlagen verlief ohne Probleme. Am Samstag vor dem Checkin bin ich nochmal die sehr schöne Radstrecke abgefahren und kurz in der Ostsee schwimmen gewesen.
Am Sonntag musste ich um 4 Uhr aufstehen, kurz frühstücken und los ging es nach Glücksburg. Um kurz vor 6 war ich in der Wechselzone angekommen und sah mit Schrecken die Wellen auf der Flensburger Förde. Da wurde mir erst recht bewusst, das es heute ein ganz harter Tag werden würde. Ich musste noch meine Wechselbeutel abgeben und mein Rad fertig machen. Um kurz vor 7 ging es dann Richtung Schwimmstart.
Der Masterplan war möglichst gut zu schwimmen, vielleicht so 1h05 bis 1h10 zu schwimmen, dann ungefähr einen 34er-Schnitt auf dem Rad zu fahren, um dann nach etwa 6h30min auf die Laufstrecke zu gehen, mit der Option knapp unter 10h ins Ziel zu laufen. Aber diesen Plan hab ich innerlich nach den zu erwartenden Wettkampfbedingungen doch begraben.
Schwimmen:
Das Schwimmen sollte spannend werden. Die Flensburger Förde zeigte sich am Morgen von ihrer rauen Seite, weil Tief „Sven“ viel Wind und damit starken Wellengang bescherte.
Beim Ostseeman war ein Rundkurs in der Ostsee zweimal entgegen dem Uhrzeigersinn zu durchschwimmen.
Leider konnte ich mich auf Grund von Zeitmangel keinen Meter einschwimmen. Ich stellte mich ziemlich weit vorne in der dritten Reihe ganz am linken Rand zu den anderen wartenden Athleten in den Startbereich.
Nach den Nationalhymnen der teilnehmenden Athleten ging es dann auch schon los.
Erstaunlicherweise kam ich ohne einen einzigen Schlag und ohne Probleme zur ersten Wendeboje. Auf dieser Strecke schob einen der Wellengang an.
Nach der Wende musste man sich gegen den Wellen ca. 1.000m zur 2. Wende durchkämpfen. Hier bescherten einem die Wellen eine regelrechte Achterbahnfahrt, es ging permananent auf und ab – auch das schaffte ich ohne größere Probleme. Viele andere Athleten hatten mehr zu kämpfen und ließen sich auf diesem Teilstück auch schon von der Wasserwacht aus dem Wasser ziehen oder übergaben sich ins Wasser.
Beim 2. Wendepunkt gab es wieder das übliche Gedränge und auch den ersten Kontakt mit Quallen, aber bei mir nix wirklich Dramatisches. Glücklicherweise gab es in diesem Jahr kein Aufeinandertreffen mit den gefürchteten Feuerquallen – Micha kann da ja Einiges an Horrorgeschichten erzählen.
Danach ging es wieder am Startbereich vorbei in die 2. Schwimmrunde, die ohne besondere Vorkommnisse verlief. Auf dem letzten Teilstück merkte ich schon das ich mich vor dem Hauptfeld befand. Offenbar hatte ich mich im Abschnitt gegen den Wellengang ziemlich nach vorne gearbeitet. Nach 1h13min hatte ich das Wasser verlassen, eine für mich phänomenale Zeit für die Verhältnisse. Am Schwimmausstieg musste man sich seinen Beutel schnappen und ins Wechselzelt laufen.
1. Wechsel:
Im Wechselzelt hab ich mich meines Neos entledigt und meine Radklamotten übergezogen. Zum Glück hatte ich von Tobi von Tricamp noch vor dem Start eine Windweste bekommen, die ich bei diesen Temperaturen und Winden auch ganz gut gebrauchen konnte. Danach ging es zum Rad und raus auf die Radstrecke.
Radfahren:
Die 180km der Radstrecke verteilten sich auf 6 Runden á 30km. Direkt hinter Glücksburg hatte man eine etwa 2km lange Steigung hochzutreten, die vor Allem im oberen Stück viel Kraft forderte. Die ersten Runden ging das noch ganz gut, zum Ende der Radstrecke wurde das aber sehr zäh und fordernd.
Danach folgte ein Abschnitt durch einige kleine Orte, die immer mal wieder durch kleine Steigungen und Abfahrten verbunden waren – erstaunlich was sich an der Küste für Höhenmeter verstecken können.
Kurz vor dem Wendepunkt bei Holnis war auch eine technisch anspruchsvolle Passage durch enge Kurve zu fahren, es ging fast permanent mit 50-60 Sachen in enge, schlecht einzusehende Kurve. An einer Stelle rast man mit hohem Tempo direkt auf das Meer zu und muss kurz vor der Wasserlinie links abbiegen, das war der gefährlichste Abschnitt, der Veranstalter hatte hier auch direkt ein Sanitäts-Team aufgestellt, weil dieses Nadelöhr sehr berüchtigt ist.
Danach ging es auf offenem Gelände direkt zum Wendepunkt, wo einen der Wind mit 40 Sachen eine Steigung hochdrückte, auf dem Rückweg will man ja instinktiv auf der Abfahrt etwas Tempo machen, aber dank des Gegenwindes kam man selten über 30km/h in der Abfahrt.
Nach dem Wendepunkt ging die Strecke nochmal durch Glücksburg, wo sich in einer Steigung auch das größte Stimmungsnest befand. Danach fuhr man an der Wechselzone vorbei in die nächste Runde.
Ursrünglich hatte ich geplant die erste Runde etwas lockerer anzugehen, um meinen Rhythmus zu finden und nicht zu viel Kraft investieren zu müssen. Aber ich war von meiner Schwimmleistung noch so begeistert und voller Adrenalin, so dass ich doch etwas zu schnell unterwegs war. Innerlich hatte ich vielleicht doch die leise Hoffnung mit einer schnellen Radzeit knapp in meinem Schlachtplan von 6h30min nach dem Radfahren zu bleiben.
Bei km 77 auf der 3. Runde überholte mich Dirk, der zu diesem Zeitpunkt noch gut unterwegs war und schnell seinen Vorsprung vergrößerte.
Ich war bis zur Hälfte der Radstrecke auch gut unterwegs und lag knapp über meinem Zeitplan. Nach 100km hatte ich aber einen ziemlichen Einbruch und musste mein Tempo drosseln, nach reichlich Futtern und einigen Verpflegungspunkten hatte ich mich einige Zeit später wieder gefangen und konnte auf der letzten Radrunde wieder etwas Druck aufs Pedal geben. Auf diesen 50km hab ich viel Zeit liegen lassen und mich endgültig von meinem Ziel unter 10h ins Ziel zu kommen verabschiedet.
Im Endeffekt war ich dann froh nach knapp 5:30h die Radstrecke hinter mich gebracht zu haben. Erwähnenswert ist noch, das sehr fair gefahren wurde, was sicher auch an der selektiven Radstrecke und den starken Winden lag.
2. Wechsel:
In der Wechselzone wurde einem direkt das Rad abgenommen, man schnappte sich seinen Wechselbeutel und konnte sich in einem Zelt seine Laufklamotten anziehen. Als ich aus dem Zelt lief hab ich erstmal gemerkt wie warm es doch ohne kühlenden Fahrtwind war – somit hab ich mich in der Wechselzone großzügig mit Wasser abgekühlt. Und los ging es auf die Marathonstrecke.
Laufen:
Die Laufstrecke verteilte sich auf 5 Runden á 8,5km. Wobei 4km flach direkt an der Küste und die restlichen km durch Glücksburg immer mal wieder bergauf und bergab verlaufen.
Leider fand ich während der gesamten Distanz nicht wirklich meinen Rhythmus, der Plan war jeden km unter 5min zu laufen, was zu einem Marathon unter 3h30 gereicht hätte.
Nachdem ich mich die ersten beiden Runden reichlich abgekühlt hatte, öffnete der Himmel mal wieder seine Pforten und es regnete für einige Minuten und man musste aufpassen nicht auszukühlen.
Am Ende jeder Runde lief man wieder am Zielbereich vorbei und konnte sich ein Rundenbändchen abholen. Wenn man 4 Bänder gesammelt hatte durfte man in den stimmungsvollen Zielbereich einbiegen.
Bis zum Halbmarathon kam ich ohne größere Probleme durch. Danach musste ich an den größeren Steigungen immer mal wieder Gehpausen bergan einlegen, da die Radstrecke doch viel Kraft gekostet hat. Der Abstand zu Dirk verringerte sich schnell, der mit Krämpfen zu tun hatte. In der 4. Runde überholte ich ihn und lief relativ problemlos den Marathon nicht wirklich schnell zu Ende.
Der Einlauf ins Ziel war dann sehr emotional und ich bin mit meiner Leistung bei diesen Bedingungen absolut zufrieden.
Nachbetrachtung:
Im Nachhinein kam heraus, das der Organisator morgens überlegt hatte, die Schwimmstrecke auf Grund der schlechten Bedinungen zu verkürzen. Auch die beiden erstplatzierten Männer sprachen nach dem Rennen von „ihrem härtesten Triathlon“. Die Bedinungen waren also nicht sehr rekordverdächtig, so dass meine Zeit sehr gut war.
In der Endabrechnung brauchte ich 1:13:46 für die Schwimmdistanz, 5:38:47 für die Radstrecke inklusive beider Wechsel und 3:37:45 für den Marathon.
Auf der Ergebnisliste reichte meine Zeit von 10:30:19 für den 58. Gesamtplatz von 405 männlichen Startern und den 6. Altersklassenplatz, Platz 10 bei den norddeutschen Meisterschaften Gesamt und Platz 2 in meiner AK bei den Norddeutschen.
Mein Dank geht vor Allem an meine Freundin Christin, die mich auch in Glücksburg vor Ort unterstützt hat und reichlich Fotos gemacht hat und meine dauernde trainingsbedingte Abwesenheit toleriert hat.
Auch danken möchte ich meinen Trainingspartnern, besonders Stine für unser wöchentliches Mittwochstraining. Danke auch an Peer und Peter für den Montags-Laufkurs, der mich läuferisch auf jeden Fall weitergebracht hat.
Die anderen Hgwaiianer:
Noch ein paar kurze Worte zu unseren anderen Startern:
Dirk hatte früh mit Krämpfen zu kämpfen und musste sich durchbeissen:
Endzeit: 10:46:39
Schwimmen: 1:25:58 Radfahren: 5:10:14 Laufen: 4:10:25
Micha verpasste knapp die 12h-Marke in 12:00:16.
Schwimmen: 1:40:52 Radfahren: 6:16:00 Laufen: 4:03:23
Alfred als Radfahrer und Torsten als Läufer waren in einer Staffel aktiv:
Endzeit: 11:00:15
Schwimmen: 1:28:39 Radfahren: 5:56:36 Laufen: 3:34:59
Sehr schöner Bericht! Hast alles gut wiedergegeben…
Fand die Wellen (auch wenn man dadurch langsamer war) haben echt spaß gemacht;)
Schöner Bericht und eine super Leistung!!!!
Philip, Du warst sehr gut. Mir ist klar, dass Du sehr viel trainiert hast. Besonders begeistert bin ich von Deiner Schwimmzeit bei diesen Bedingungen. Glückwunsch. Stefan
Lieber Phil, einfach phänomenal! Super Wettkampf & ne gut durchstrukturierte Berichterstattung. Hut ab & nochmal herzlichen Glückwunsch an alle Team-Triathleten, die ebenfalls gestartet sind. Ich bin stolz auf euch. Seid ganz lieb gedrückt, Dani;o)
also Phil- wir haben ja schon telefoniert,aber hier noch mal: Super Leistung von Dir und ich wünschte ich wäre auch schon im Ziel! Das riecht nach einer „Ironman“ Party in diesem Jahr! Sollte ich das Ziel sehen- dann steigt die Party bei mir! Echt Top Zeit von Dir! Von allen!